· 

Empathie und der Wunsch etwas zu verändern

21.Februar 2021

Gerade habe ich mir eine Reportage angesehen, ein Interview mit einem jungen Mann aus Hanau, der im letzten Jahr bei dem Anschlag dabei war, als ein deutscher Rassist viele Menschen erschossen hat, die zwar hier in Deutschland geboren sind aber auf Grund der Herkunft ihrer Familie eben nicht deutsch aussehen. 

In letzter Zeit, passiert es mir häufig, wenn ich mir etwas ansehe oder höre, was von Ungerechtigkeit handelt oder die absolute Schieflage dieser Welt widerspiegelt, wenn ich  sehe wie Menschen unter diesem Zustand leiden, dann muss ich weinen.

Ich kann’s nicht verhindern, mir kullern die Tränen. 

Und warum nicht? Warum nicht weinen und erkennen das man mitfühlt und verdammt nochmal will das sich endlich etwas daran ändert. 

Wir alle möchten nur in Ruhe unser Leben leben.  Aber das funktioniert nicht. 

Das ist scheinheilig.

Dann können wir noch so viel schönes und gutes tun und verschließen trotzdem die Augen davor, was „da draußen“ passiert. 

 

Letztes Jahr im Herbst saß ich im Zug. Ich beobachtete wie eine jüngere Frau mit einer alten Dame am Gleis stand und einsteigen wollte.

Sie redete die ganze Zeit auf die alte Dame ein, die offensichtlich verwirrt war.

Die junge Dame wurde immer ungeduldiger und schimpfte, sie  schob sie grob zur Tür und zwang sie dadurch einzusteigen, was dazu führte das die Dame hinfiel. Sogleich überkam die jüngere Frau offensichtlich das schlechte Gewissen und Panik.

Die Schaffnerin kam ihr zur Hilfe und sie halfen der alten Dame auf die Beine und in den Zug. Die alte Dame blickte die Schaffnerin hoffnungsvoll an, suchte offensichtlich nach Orientierung und Wohlwollen. Als sie saß, redeten beide beruhigend auf die alte Dame ein. 

 

Ich saß auf meinem Platz und mir liefen die Tränen. Ich konnte es nicht verhindern. 

Diese Situation hat mich so krass berührt. Ich spürte die Angst und Orientierungslosigkeit der alten Dame, sie wusste überhaupt nicht was sie da sollte und wohin es ging.  Und ich spürte die Verzweiflung der jüngeren Frau, die offensichtlich ihre Betreuerin war.

Ich wusste, wie sie sich fühlte, kannte die Situation, wenn man jemand anderem gegenüber ungerecht und grob ist, weil man selbst überfordert ist. Ich fühlte unser aller Machtlosigkeit gegenüber diesem bescheuerten Zeitgeist,  alles schnell und auf Biegen und Brechen zu machen, immer möglichst viel und noch mehr zu schaffen, nie zufrieden sein zu können, weil immer und immer noch mehr und mehr Arbeit wartet...

Ich habe in meinem Leben so verdammt viel Zeit damit verbracht so zu leben. Immer im Gefühl nicht genug zu sein, noch zu wenig beizutragen, mehr machen zu müssen um Anerkennung zu erlangen. Es hat viel zu  lange gedauert, bis ich erkannt habe das damit jetzt Schluss ist. Feierabend!
Als ich letztes Jahr um den 21. Dezember 2020 bei der Arbeit verzweifelte, weil ich mir vorkam wie ein Hamster im Rad, spürte ich, dass das jetzt ein Ende hat. Ich wusste nicht wie, aber ich wusste ich will etwas daran ändern.

Für mich und für so viele andere wie möglich. Noch weiß ich nicht wohin die Reise geht und wie mein Leben ganz genau aussehen wird,

doch ich habe eine Ahnung und jeden Tag erfahre ich ein wenig mehr darüber was ich zu tun habe und was ich tun will. 

Die Zeit etwas zu ändern ist JETZT. 

Ich weiß dieser Weg wird schwere Seiten haben aber ich will ihn gehen. 

NAMSTE

 


 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0